Eine Heimat für Bienen und Hummeln schaffen
Ohne Honig- oder Wildbienen: kein Obst, kein Gemüse und keine Blumen. So einfach ist das. Daher wird es höchste Zeit, dass wir alle die summenden und brummenden Helfer unterstützen, die dafür sorgen, dass wir mit all diesen leckeren Dingen versorgt werden. Beim Nahrungsangebot für Bienen und Co. kann jeder mithelfen – auch auf dem eigenen Balkon.
Insekten werden immer seltener – das gilt sowohl auf dem Land als auch in der Stadt. Neben dem Flächenfraß der Städte nutzt die intensive Landwirtschaft jedes Fleckchen Acker mit ihren Feldfrüchten und schützt diese mit Insektiziden und Pestiziden. Dabei sind Insekten unersetzlich für das Funktionieren eben jener Landwirtschaft: Bienen, Wespen, Fliegen und Käfer sind die wichtigsten Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen und erbringen dadurch eine enorme ökologische und ökonomische Leistung für Natur und Mensch.
Insekten sind lebenswichtig als Bestäuber
Nach Angaben des Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau sind 78 Prozent aller Blütenpflanzenarten der gemäßigten Breiten bei der Bestäubung auf Insekten angewiesen. Von den 109 wichtigsten Kulturpflanzen sind nicht weniger als 87 Arten (oder 80 Prozent der Arten) vollständig von tierischen Bestäubern abhängig. Ohne die fleißigen Krabbeltiere also kein Obst, kein Gemüse, keine Blumen. Wir alle haben eine Interesse daran, dass es überall um uns herum krabbelt, summt und brummt.
Da Lebensräume und Nahrungsangebote für Insekten immer knapper werden, sind bienenfreundliche Gärten so wichtig: denn hier kann unseren fleißigen Helfern ein reichhaltiges Nahrungsangebot gemacht werden und vielleicht auch der ein oder andere Nistplatz eingeräumt werden.
Über 550 Bienenarten in Deutschland heimisch
Wildbienen, und dazu zählen auch die Hummeln, sind in Deutschland mit mehr als 550 verschiedenen Arten vertreten. Über die ein oder andere Art wird unter Zoologen noch gestritten, deshalb differieren die Zahlen manchmal. Im Gegensatz zur Honigbiene, die das einzige Haustier unter der Insekten ist, leben Wildbienen frei in der Natur. Sie unterscheiden sich in noch einem ganz wichtigen Punkt von ihren zahmen Verwandten: Sie leben überwiegend nicht in einem Staat, sondern als sogenannte Solitärbienen, also einzeln. Entsprechend unterschiedlich ist auch ihre Lebensweise.
Nachfolgend porträtieren wir einige der bei uns heimischen Wildbienen. Wir haben uns bei der Auswahl auf relativ häufige Arten konzentriert, die Auswahl stellt keinerlei Bewertung dar. Unter den Wildbienen gibt es sehr stark spezialisierte Arten wie beispielsweise die Sägehornbiene (Melitta tricinta), die sich streng auf den Zahntrost (Odontites) als Nahrung spezialisiert hat. Ohne das Vorkommen dieser Pflanze kann sie ihre Brut nicht füttern – das macht den Schutz dieser seltenen Biene nicht einfach. Anders ist das bei den folgenden Arten, denen jeder im Garten helfen kann – und das auch gilt für viele weitere Arten, die wir aus Platzgründen nicht vorstellen.
Die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) war das „Insekt des Jahres 2019“. Sie ist eine echte Frühlingsbotin, obwohl sie auffallend „pelzig“ aussieht. Wenn sie durch den Garten summt und auf Krokussen landet, dann ist der Frühling wirklich da. Die rostrote Mauerbiene wohnt gerne in der Nähe von Menschen, denn sie nistet in Hohlräumen von Trockenmauern oder Lehmwänden, aber auch in lockerem Gestein. Dort legt sie ihre einzeln gemörtelten Brutnester an (sie nistet übrigens auch gerne in Rollläden-Kästen). Nisthilfen aus Holz, Bambus oder Schilf nimmt sie gerne an.
Die blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) ist die größte heimische Bienenart, die eine Körperlänge von bis zu drei Zentimeter erreicht. Sie ist aufgrund ihres Körperbaus leicht zu identifizieren: Kräftig und hummelartiger Leib mit zumeist schwarzer Behaarung und schwarz-bläulich schimmernde Flügel. Holzbienen mögen besonders pollenreiche Blüten wie Zierwicken oder Geißblatt oder Blauregen (Schmetterlingsblütler).
Die Rotpelzige Sandbiene (Andrena Fulva) ist eine Wildbiene von bis zu 15 Millimeter Körpergröße (Weibchen sind größer als Männchen, wie so häufig bei Insekten). Sie ist gut an ihrer fuchsroten Behaarung am Hinterleib zu erkennen. Sie lebt tagaktiv und – wie meisten Wildbienen – als Einsiedlerbiene (Solitärbiene), also nicht in einem Volk wie die Honigbiene. Die Männchen schlüpfen meist sehr früh im Jahr und sterben kurz nach der Paarung bereits im April. Die Weibchen legen ihre Eier in Röhren im Boden und legen dabei Vorräte an Pollen und Nektar an. Die Larven schlüpfen aus den Eiern und können sich sozusagen an den gedeckten Tisch mit den Nahrungsvorräten setzen. Anschließend verpuppen sie sich über den Winter und schlüpfen als erwachsene Tiere im nächsten Frühjahr. Sie mögen Pollen und Nektar ganz unterschiedlicher Pflanzen wie Berberitzen, Weißdorn und Johannisbeersträuchern oder Raps.
Die Steinhummel (Bambus Lapidares) ist recht einfach zu erkennen: pummeliger samtschwarzer Körper mit einer rotbraunen Spitze. Sie hat ihren Namen von ihrer Lebensweise erhalten: ihre Nester baut sie gerne in Steinhaufen. Dank ihres buschigen Pelzes sind die Tiere gut gegen Kälte geschützt und starten recht früh im Jahr ihren Nestflug. Sie fühlen sich eigentlich überall wohl, wo es geeignete Plätze in Steinhaufen für sie gibt und zudem ausreichend Nahrung vorhanden ist. Sie bevorzugen dabei den Nektar unterschiedlicher Kleearten und Taubnesseln, verschmähen aber auch Wicken oder blühende Kräuter nicht. Eigentlich alle Pflanzen, die reiche und einfache Blüten tragen.
Auch die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) macht ihrem Namen alle Ehre: sie bevorzugt Mauern als Nistplatz und zumindest die Weibchen der Gattung tragen zwei kleine Hörnchen am Kopf, die zwischen Fühlern und Haare liegen. Mit einer Größe von zehn bis fünfzehn Millimetern kann sie im Vorbeifliegen leicht mit einer Hummel verwechselt werden – Betrachter können sie aber gut an einer Blüte identifizieren, denn ihr fuchsrotes, stark behaartes Hinterteil ist sehr charakteristisch. Sie sammelt Pollen an vielen verschiedenen Pflanzen und ist nicht auf eine bestimmte Blüte angewiesen.
Was macht einen bienenfreundlichen Garten aus?
Am sinnvollsten ist es, in einem bestehenden Garten zu prüfen, welche bienenfreundliche Stauden und Gehölze schon drin stehen. Am Ende des Artikels steht eine Übersicht, die der Naturschutzbund (NABU) veröffentlicht hat und eine ganze Reihe bienenfreundlicher Pflanzen benennt.
Übersicht über den Garten behalten
Bei aller Begeisterung für die kleinen Brummer und Summer: besser vorher zweimal überlegen, was man im eigenen Garten eigentlich realisieren kann und will – eine Felsenbirne beispielsweise ist ein wunderschöner Baum, der drei bis vier Meter hoch wird und auch ein bis zwei Meter in die Breite geht. Das muss vom Platz her einfach passen.
Wer eine Wildblumenwiese anlegen will (siehe unser Artikel „Wildblumenwiese anlegen“) sollte wie bei jeder Neuanpflanzung prüfen, ob der Wunsch auch an dem konkreten Standort zu verwirklichen ist. Sprich: Passt der Boden, wie steht es mit dem Licht / dem Schatten? Wildblumen sind Lichtkeimer, eine Schattenfläche eignet sich da nicht so gut.
Haben Bienen sehr unterschiedliche Ansprüche?
Honigbienen als vom Menschen gehaltene Haustiere freuen sich eigentlich über alles, was blüht und Pollen und Nektar trägt. Hoch gezüchtete Zierblüten, also gefüllte Arten und solche Sorten, die weder Nektar noch Pollen produzieren, sind natürlich ungeeignet.
Wildbienen sind häufig stark spezialisiert und manchmal auch auf ganz bestimmte Pflanzen angewiesen. Es ist sinnvoll, sich erst mal zu erkundigen, welche Arten in der Gegend anzutreffen sind, da helfen beispielsweise die Seiten des NABU oder die Seite wildbienenwelt.de des Ulmer Verlages. Wichtig ist es auch an spät blühende Pflanzen zu denken, damit die Bienen rund ums Jahr Nahrung finden. In Wildstauden-Gärtnereien findet man die passenden Pflanzen für jede Jahreszeit. Übrigens die verblühten Stängel nicht gleich aufräumen, denn für einige Arten dienen sie als Nist- oder Schlafplatz beziehungsweise zum Überwintern der Larven.
Und gerade Obst- und Gemüsegärten können helfen: Sie blühen oft noch in den Herbst hinein und bieten Nahrung für Bienen.
Bienen brauchen auch Nistmöglichkeiten
Abhängig von der Größe des Gartens oder des Balkons können noch aufgeschüttete Steine oder Stapel toten Holzes von Nutzen sein. In den Ritzen der Steinhaufen brüten die Wildbienen gerne und in den Holzstapeln finden Hummeln als Nachmieter von Mäusen ein Zuhause. Schön sind auch Miniteiche aus dem Baumarkt, um Wasserflächen zur Verfügung zu stellen.
Nützliche Stauden für Bienen
- Gewöhnliche Wiesenschafgarbe (Achillea millefolium)
- Diptam (Dictamnus albus)
- Kugelblume (Globularia bisnagarica)
- Wilde Malve (Malva sylvestris)
- Moschusmalve (Malva moschata)
- Wiesensalbei (Salvia pratensis)
- Mädesüß (Filipendula ulmaria)
- Blutweiderich (Lythrum salicaria)
- Akelei (Aquilegia vulgaris)
- Natternkopf (Echium vulgare)
- Gewöhnliche Nachtviole (Hesperis matronalis)
- Gemeines Leimkraut (Silene vulgaris)
- Ausdauerndes Silberblatt (Lunaria rediviva)
- Nickendes Leimkraut (Silene nutans)
- Nachtkerze (Oenothera biennis)
- Hornklee (Lotus corniculatus)
- Steinklee (Melilotus officinalis)
- Immenblatt (Melittis melissophyllum)
- Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
- Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)
- Brennnessel (Urtica dioica)
- Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
- Hufeisenklee (Hippocrepis comosa)
- Weiße Lichtnelke (Silene latifolia alba)
- Echter Salbei (Salvia officinalis)
- Türkenbundlilie (Lilium martagon)
- Gewöhnliches Seifenkraut (Saponaria officinalis)
Bienen stehen auch auf Kräuterblüten
- Kornelkirsche (Cornus mas)
- Schlehe (Prunus spinosa)
- Vogelkirsche (Prunus avium)
- Kulturapfel (Malus domestica)
- Echte Mispel (Mespilus germanica)
- Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
- Weißdorn (Crataegus monogyna)
- Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
- Kornblume (Centaurea cyanus)
- Ringelblume (Calendula officinalis)
- Bärlauch (Allium ursinum)
- Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
- Duftnessel (Agastache foeniculum)
- Gänseblümchen (Bellis perennis)
- Veilchen (Viola canina)
- Dill (Anethum graveolens)
- Salbei (Salvia officinalis)
- Gundermann (Glechoma hederacea)
- Minzen (Mentha)
- Katzenminze (Nepeta cataria)
- Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
- Himbeere (Rubus idaeus)
- Brombeere (Rubus fruticosa agg.)
Alle Wild- und Honigbienen mögen folgende Pflanzen
- Märzenbecher (Leucojum vernum)
- Zweiblättriger Blaustern (Scilla bifolia)
- Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)
- Busch-Windröschen (Anemone nemorosa)
- Hohler Lerchensporn (Corydalis cava)
- Gefingerter Lerchensporn (Corydalis solida)
- Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris)
- Leberblümchen (Hepatica nobilis)
- Huflattich (Tussilago farfara)
- Winterling (Eranthis hyemalis)
- Schneeglöckchen (Galanthus nivalis)
Bienen sind Wildrosen-Liebhaber
- Hundsrose (Rosa canina)
- Essigrose (Rosa gallica)
- Bibernellrose (Rosa spinosissima)
- Zimtrose (Rosa majalis)
Quelle der Pflanzenliste: Naturschutzbund NABU Deutschland