Vielseitige Wollträger auf vier Hufen
Schafe sind neben Rindern die zahlenmäßig am häufigsten vorkommenden größeren landwirtschaftlichen Nutztieren. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Schafe sind äußerst anpassungsfähig an die unterschiedlichsten klimatischen Gegebenheiten. Sie unterliegen keinen religiösen Tabus beim Schlachten wie Schweine oder Rinder. Und last but not least bieten Schafe ein breites Nutzungsspektrum: sie liefern Wolle, Fleisch und Milch.
Schafe kommen fast überall zurecht
Die Paarhufer können sich an sehr unterschiedliche klimatische und geographische Gegebenheiten anpassen. Ihre Verbreitung reicht vom noch nicht eingedeichten Vorland an der Nordseeküste bis zum Hochgebirge und von Gegenden jenseits der Polarkreise bis zu den Tropen. Besonders verbreitet sind Schafe vor allem in den umfangreichen Steppen und Halbwüsten der Erde.
In Mitteleuropa werden Schafe häufig auf Grenzertragsböden (beispielsweise Höhenlagen) gehalten, die sich für die Nutzung durch Rinder und andere größere Nutztiere nicht eignen. Wegen ihrer Gutmütigkeit können sie aber mit Rindern und Pferden gemeinsam auf der Weide stehen. Da Schafe ein anderes Nahrungsspektrum haben als die größeren Tiere, muss die Zahl der Tiere auf der Weide nicht verringert werden.
Es gibt auf der Erde keine Religionsgemeinschaft oder Kultur, die das Töten von Schafen und den Verzehr von Schafsfleisch verbietet. Schafe liefern nicht nur Fleisch und Wolle, manche Rassen geben auch viel Milch, die entweder frisch getrunken oder zu Käse und anderen Produkten verarbeitet auf den Markt kommt. Wurst-Saitlinge, die aus den Muskelschichten von Dünndärmen von Schafen hergestellt werden (fragen Sie Ihren Metzger) sind für die Herstellung hochwertiger Wurstwaren nicht zu ersetzen und haben für manche Entwicklungsländer einen beträchtlichen Wert als Devisenbringer.
Schafe sind gute Landschaftspfleger
In Deutschland werden Schafe seit einiger Zeit häufig zur Landschaftspflege eingesetzt. Durch ihren Verbiss schützen sie Heide, Moor und Almen vor Verbuschung, also der Ausbreitung von Bäumen und Sträuchern auf Flächen, die eigentlich zur Beweidung vorgesehen sind. Ihre Art zu fressen – Schafe erfassen die Nahrung mit den Zähnen und beißen das Gras kurz über dem Boden ab – sowie die gleichmäßige Belastung des Bodens durch ihre „goldenen Tritte“ schont die Grünlandnarbe. Schafe sind im Vergleich zu anderen Nutztieren wie Rindern oder Pferden deutlich leichter und verhindern damit eine schädliche Bodenverdichtung, sodass die Bodenfruchtbarkeit des Bodens erhalten bleibt. Die Anwesenheit von Schafen vergrämt zudem Schadnager auf den Wiesen.
In landwirtschaftlich intensiv genutzten Gegenden ernähren sich Schafe weitgehend von Ernterückständen, wie beispielsweise den Resten der Rapsernte.
Schafen haben ein breites Nutzungsspektrum
Schafe wurden in Mitteleuropa und vielen anderen Gegenden früher vorwiegend wegen der Wolle gehalten. Seit Erfinder der synthetischen Fasern ist die Bedeutung der Wolle als Rohstoff für Kleidung deutlich zurückgegangen, obwohl man für die Herstellung hochwertiger Strickwaren noch nicht auf sie verzichten kann.
Die feinste Wolle liefern Merinoschafe. Gröbere Wolle stammt von den Lang- und Kurzwollrassen Auch diese wird zu Stoffen verarbeitet.
Weltweit betrachtet besitzt die Hälfte aller Schafe auf der Erde eine Wolle von so grober Qualität, dass sie nur für Teppiche und Decken weiterverarbeitet werden kann. Beispiele für Schafrassen, die solche Wollqualitäten in Europa liefern, sind die heimische Heidschnucke oder das Zackelschaf, eine sehr alte Schafsrasse aus Ungarn, die besonders robust und widerstandsfähig ist. Das auffälligste Merkmal dieser urtümlichen Rasse sind ihre langen Hörner, die beide Geschlechter tragen.
In Mitteleuropa haben der Preisverfall der Wolle und die Mühen, die mit dem Scheren verbunden sind, viele Halter zum Umdenken hinsichtlich ihrer Lieblingsrassen gebracht. Das hat dazu geführt, dass hierzulande Haarschafe wie beispielsweise das britische Wiltshire Horn, das nicht geschoren werden muss, eine starke Verbreitung gefunden haben. Sein weißes Fell wird natürlich einmal im Jahr gewechselt. Da es dieses Fell neben seiner Größe in erster Generation bei Kreuzungen zuverlässig vererbt, wird es häufig bei Fleischschafen eingekreuzt.
Große Rassenvielfalt bei Schafen
Bei Schafen herrscht im Gegensatz zum Nutztier Schweinen aktuell noch eine große Rassenvielfalt. Das liegt dran, dass Schafe im Allgemeinen auch heute noch extensiv gehalten werden. Spezielle Gegebenheiten in Nahrung und Klima führen zu Lokalrassen, die kaum durch eine andere ersetzt werden können.
Rückgang der Wanderschäferei
Früher wurden Schafe in Mitteleuropa durch einen Schäfer in der freien Landschaft gehütet: diese Art der Haltung ist allerdings rückläufig. Für diese Arte der Haltung mussten die Tiere lange Beine für einen raumgreifenden Schritt sowie harte, gegen Erkrankungen unauffällige Klauen haben. Ein nicht zu hohes Körpergewicht war ein weiterer Vorteil.
Bei der Wanderschäferei ziehen Schafherden, geführt von ihren Schäfern, im jahreszeitlichen und standörtlichen Wechsel zwischen Sommer-, Herbst- und Winterweiden dem verfügbaren Futterangebot nach. Dabei sind Distanzen von 50 bis 500 Kilometer zu bewältigen. Die Wanderschäferei trägt durch den Transport von Tier- und Pflanzenarten durch die Klauen und Wolle der Schafe von einer Weidefläche zur nächsten zur Erhaltung der Biodiversität und zur Biotopvernetzung bei. Einen umfassender Artikel zu Wanderschäferei ist auf folgender Webseite zu finden.
https://www.purnatour.de/Produktinfo/der-weg-der-wolle-wanderschaeferei-zwischen-geschichte-kultur-und-zukunft/Der Rückgang der Wanderschäferei wegen zunehmender Verkehrsdichte, intensiverer Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen sowie andere wirtschaftliche Gründe zwangen und zwingen zur Umstellung in der Schafhaltung. Heute überwiegt die Koppelschafhaltung. Dadurch erübrigt sich eine ständige Aufsicht.
Diese Entwicklung hat das Schaf in kleineren Beständen wieder auf den Bauernhof oder hinter das Haus zurückkehren lassen. Solche Tiere müssen nicht mehr täglich große Strecken zurücklegen. Im Gegenteil: solcher Wanderdrang ist unerwünscht, denn er lässt die Tiere immer wieder entweichen.
Neue Produkte entstehen: Schafwollpellets
Das hat dazu geführt, dass zur Hüteschafhaltung geeignete Rassen teilweise umgezüchtet wurden oder vermehrt Rassen gehalten werden, die neuen Nutzungsschwerpunkten entsprechen. Dazu gehören Fleischrassen, die erheblich mehr an Gewicht zulegen. Und selbst für Wollträger konnten neue Nutzungsmodelle gefunden werden: beispielsweise kann Wolle statt Horn als Dünger eingesetzt werden: in Schafwollpellets.
Schafwollpellets sind ein ökologischer Multifunktionsdünger mit Langzeitwirkung. Ihr Nährstoffgehalt beträgt um die zehn Prozent Stickstoff, von dem ein Drittel im ersten Jahr freigesetzt wird.
Außerdem enthalten sie 6,5 Prozent Kalium und nur 0,22 Prozent Phosphat. Dieser niedrige Phosphatgehalt wirkt sich positiv auf die meist mit Phosphat überdüngten Gartenböden aus. Sollte doch Phosphat im Garten fehlen, kann die Schafwollpellet-Düngung mit Kompost ergänzt werden.
Und last but least: sind Schafwollpellets hervorragende Wasserspeicher. Sie quellen im Boden stark auf und können dabei das Dreifache ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen und speichern.
Diese Pflanzen mögen keine Schafswolle
Schafwollpellets können bei alle Gartenpflanzen angewendet werden. Mit einigen Ausnahme: Heidelbeeren, Rhododendren, Azaleen oder Hortensien & Co. sind Pflanzen, die einen sauren Boden brauchen. Sie mögen keine Schafwollpellets.